Datum: 23.05.2024
29.5.: Vortrag "Der Nationalpark Harz: Wilder denn je!"
Nationalparkleiter Dr. Roland Pietsch beleuchtet den Waldwandel nach Monotonie in der Klimakrise als Herausforderung und Chance für die Region
„Wilder denn je! Waldwandel als Herausforderung und Chance für die Region" – diese Perspektive auf die Entwicklung der Natur im Harzer Großschutzgebiet wird Nationalparkleiter Dr. Roland Pietsch seinem Publikum bei einem öffentlichen Vortrag im Nationalparkhaus Sankt Andreasberg am Mittwoch, 29. Mai, ab 19 Uhr eröffnen. Der Eintritt ist frei.
Der Nationalpark Harz ist einer der größten Wald-Nationalparke in Deutschland - fast 250 Quadratkilometer groß – und erstreckt sich über rund 10 Prozent des Gebirges. Er wurde 2006 durch die Fusion zweier Nationalparke gegründet. Nationalparke sind großräumige Schutzgebiete, in denen sich die Natur weitgehend ungestört entwickeln darf. Das Motto lautet: „Natur Natur sein lassen." Im Harz geschieht das nun schon seit drei Jahrzehnten – und der Nationalpark ist heute „Wilder denn je".
Früher nahmen Fichten-Monokulturen die Fläche des Schutzgebiets großflächig ein. Nach dem Absterben der Fichten entwickelt sich der Wald auf diesen Standorten immer mehr zu einem an diese angepassten Mischwald, in den Hochlagen einem natürlichen Bergfichtenwald. Inzwischen hat der Nationalpark Harz eine sogenannte Naturdynamikzone von 75 Prozent der Fläche: Hier darf neue Wildnis entstehen. Der Park ist so ein wichtiges Refugium für viele bedrohte Arten wie Luchs, Schwarzstorch oder zahlreiche Fledermausarten – zugleich aber auch ein Ort, an dem die Menschen unberührte Natur erfahren können. Die Aufgabe der Nationalparkverwaltung ist es, diesen Naturschatz in seiner Einzigartigkeit zu bewahren und den Menschen dessen Schönheit zugänglich zu machen sowie die Wichtigkeit des Naturschutzes zu vermitteln.
Die Wälder des Harzes waren seit rund tausend Jahren stark vom Bergbau geprägt, verbunden mit periodisch wechselnden Phasen der Ab- oder Zunahme der Wälder und Forsten bis hin zur fast vollständigen Entwaldung. Im 20. Jahrhundert führten Kriegs- und Reparationshiebe wieder zu großen Kahlflächen. In der Regel wurde diese wieder mit Fichten aufgeforstet. Folglich dominierte ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erneut die Fichte das Waldbild. Standorttypische Laubbaumarten wie Buche, Bergahorn oder Eberesche fehlten dagegen großflächig. In den vergangenen zwei Jahrzehnten führen durch die Klimakrise verstärkt auftretende Dürreperioden und in der Folge Borkenkäferkalamitäten zu einem erneuten Absterben der Fichtenbestände im Harz.
Diese Veränderungsprozesse in der Natur – bedingt vor allem durch die Klimakrise, aber auch durch das menschliche Handeln in Vergangenheit und Gegenwart – stellen die Parkverwaltung vor große Herausforderungen. So sind in Folge von Trockenheit und Borkenkäferbefall inzwischen fast 90 Prozent der Fichtenbestände abgestorben. Zwar wächst dort bereits gut sichtbar ein junger, vitaler Wald nach, doch dieser Prozess braucht seine Zeit. Das Totholz ist durch seine vielfältige Schutzwirkungen dabei der Garant für die zügige Entwicklung der nächsten Waldgeneration.
Auch die Nationalparkverwaltung unterstützt den Waldwandel durch umfangreiche Initialpflanzungen von Laubbäumen an geeigneten Standorten, wo in der Vergangenheit aus wirtschaftlichen Gründen Fichtenforste anstelle naturnaher Buchenwälder angebaut wurden. So gibt auch sie mit den Mutterbäumen der Zukunft eine Starthilfe für den wilden Wald von morgen. Damit wird ein gänzlich neues, spannendes, wildes Kapitel in der Waldentwicklung im Harz aufgeschlagen.
Veranstaltungsinfos auf einen Blick:
- Vortrag: „Der Nationalpark Harz: Wilder denn je!" von Nationalparkleiter Dr. Roland Pietsch
- Mittwoch, 29.05.2024 / 19:00 Uhr / Nationalparkhaus Sankt Andreasberg
- Eintritt frei, Dauer: ca. 1,5 Stunden, Anmeldung nicht erforderlich
- Weitere Informationen unter Tel. 05582 923074